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Die sieben Worte Jesu am Kreuz

Zum Erlöseramt des göttlichen Heilandes gehört vor allem auch sein öffentliches Lehramt. Dieses beschloss er am Kreuz durch sieben Worte, die er zur Welt sprach.

  1. „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk. 23, 34)

Während die Feinde Jesu sich an den Qualen und Schmerzen des Gekreuzigten weideten, fleht der göttliche Heiland zu seinem himmlischen Vater um Verzeihung und Nachsicht mit den Worten: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!“ (Lk. 23, 34)

Mit diesen Worten verkündet Christus das neue Gesetz des Christentums. Schon früher lehrte der Heiland: „Ihr habt gehört, dass gesagt worden ist: Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen. Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde, tut Gutes denen, die euch hassen und betet für die, welche euch verfolgen und verleumden.“ (Mt. 5, 43 u. 44) Kurz vor seinem bitteren Leiden, beim letzten Abendmahl, sprach er zu seinen Jüngern: Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben.” (Joh. 13, 34)

Wahrhaft, ein schweres Gesetz! Wie schwer fällt es manchmal zu verzeihen, wie empört sich da oft das menschliche Gefühl über eine zugefügte, schwere Beleidigung oder Ungerechtigkeit. Wie ist doch die menschliche Natur geneigt, Hass mit Hass, Ungerechtigkeit mit Ungerechtigkeit zu erwidern. Dennoch aber bleibt und besteht Christi Gebot: „Ich aber sage euch: Liebet eure Feinde!“

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In Erfüllung dieses schweren Gebots gibt uns hier Christus am Kreuz das vollendete Beispiel. So viele standen unter dem Kreuz, Freunde und Bekannte, und viele, die Mitleid mit ihm zeigten. Nicht an diese denkt er zunächst, nicht für diese betet er, sondern kaum erhöht am Kreuz und unter den schrecklichsten Qualen betet er für die, die ihn ans Kreuz schlugen: „Vater, vergib ihnen!“

Seit diesem Tag, seit dieser Stunde ist dieses große Gesetz der Feindesliebe feierlich von Christus am Kreuz sanktioniert. Es gibt für dich keine Entschuldigung mehr.

Du magst noch so den Hass oder die Ungerechtigkeiten anderer fühlen, dennoch ist es dir niemals erlaubt, Hass mit Hass, Ungerechtigkeit mit Ungerechtigkeit zu erwidern. Den Grund, warum Christus dieses schwere Gebot uns Christen gegeben hat, fügt der Heiland selbst hinzu: „Damit ihr Kinder seid eures Vaters, der im Himmel ist, der seine Sonne über die Guten und Bösen aufgehen und regnen lässt über Gerechte und Ungerechte“ (Mt. 5, 45). Diese universelle Liebe Gottes nachzuahmen, mit der er die ganze Menschheit umfasst und die Verächter mit Wohltaten überschüttet, sind wir als Christen verpflichtet.

Gewiss brauchst du deinen Beleidiger nicht für deinen besonderen Freund zu halten, gewiss kannst du ihm die einstige Freundschaft wegen seines Benehmens kündigen; aber die Liebe, mit der wir alle Menschen umfassen sollen, darfst du ihm nicht verweigern. Denn dein Beleidiger ist und bleibt – wie du – ein Kind seines himmlischen Vaters, dein Bruder in der großen Gottesfamilie. In dieser großen Familie aber duldet Gott keinen Hass. Hassest du aber, dann schließt du dich selbst von der Kindschaft Gottes aus.

Quelle: Auszug aus dem Buch: „Passion Christi“ von Kaplan Otto Reichart

Foto: TFP USA