Der König des Herzeleids
„Er fing an zu zittern, zu bangen und traurig zu sein.“
(Mk. 14, 33; Mt. 26, 37)
Das Leiden des Erlösers begann am Ölberg. Das hochheilige Abendmahl ist vorüber. Christus verlässt nach Anbruch der Nacht mit elf Jüngern den Abendmahlsaal, „ging hinaus über den Bach Kidron“ (Joh. 18, 1) und „begab sich seiner Gewohnheit gemäß auf den Ölberg“ (Lk. 22, 39), an dessen Fuße sich der Garten Gethsemane befand. Unterwegs erklärt der Heiland den Jüngern sein bevorstehendes Leiden und seine Auferstehung. Vor dem Garten lässt er acht Jünger zurück und heißt nur Petrus, Johannes und Jakobus mit sich zu gehen. Zu ihnen sprach er: „Meine Seele ist bis zum Tod betrübt, bleibt hier und wachet!“ (Mk. 14, 34). Dann lässt er auch die drei zurück. Nur einen Steinwurf weit geht er allein weiter und kniet nieder in einer verlassenen Grotte.
Entsetzliche Angst befällt ihn, wie es der Prophet vorhersagt: „Mir bebt das Herz in meiner Brust, mich überfallen Todesängste“ (Ps. 54, 5). Ruhelosigkeit ergreift ihn wie nie zuvor. Sonst zeichnet ihn majestätische, göttliche Ruhe aus; jetzt zeigt sich Unruhe in Antlitz und Haltung. Er fleht: „Abba, Vater, dir ist alles möglich, nimm diesen Kelch von mir!“ (Mk. 14, 36).
Die Evangelisten berichten von einem dreifachen Seelenleiden des göttlichen Heilandes: „Er fing an zu zittern, zu zagen und traurig zu sein.“
Der heilige Dulder wird also von Furcht, Ekel und Trauer ergriffen. Blicken wir in sein Herz und forschen nach den Gründen der Furcht, des Ekels und der Trauer.
Christi Herzeleid
Erstes Herzeleid: Furcht. Wovor? Vor dem Tode.
Einst hatte der Satan auf den Zinnen des Tempels Christus nach vergeblicher Versuchung verlassen, aber nur „auf einige Zeit“ (Lk. 4, 13). Jetzt kommt er wieder und zeigt dem Mann der Schmerzen nicht alle Herrlichkeiten der Welt, sondern alle Qualen des schrecklichen Todes, um ihn abzuschrecken vom Erlösungswerk; denn er ahnte allmählich, dass dieser der verheißene Messias sei.
Wie furchtbar ist schon der natürliche Tod! Wie viele Totenbettqualen sind schon auf der Welt gelitten worden! Wie entsetzlich ist es anzuschauen, wenn ein Mensch im Sterben liegt, wenn ein kräftiges, junges Leben gewaltsam mit dem Tode ringt!
Wie furchtbar ist erst der unnatürliche Tod! Verurteilt zum Tode durch Henkers Hand!
So wie alle Menschen fühlte der Heiland gemäß seiner menschlichen Natur die natürliche Anhänglichkeit ans Leben. Ist er doch in allem uns Menschen gleich geworden, mit Ausnahme der Sünde. In der Blüte der Jahre soll dieses Leben gewaltsam vernichtet werden, unter den grausamsten Qualen, unter den schrecklichsten Schmerzen. Verrat und Verhöhnung sollen den furchtbarsten Torturen vorangehen – all dies steht ihm in wenigen Stunden bevor!
Es stürzt die entsetzliche Todesfurcht der gesamten sterblichen Menschheit auf den Erlöser der Welt. In schrecklicher Angst schreit er zu Gott empor: „Nimm diesen Kelch von mir“, nimm ihn weg!
Das Buch „Vom Ölberg nach Golgotha – Passion Christi“ ist gegen eine freie Spende bei der Aktion Österreich braucht Mariens Hilfe erhältlich.
Dies ist der erste Artikel einer Serie über Christus am Ölberg.