Julio Loredo
In der revolutionären Mythologie bewegt sich der historische Prozess ständig „vorwärts“, das heißt hin zu immer liberaleren, egalitäreren, toleranteren, weltlicheren, integrativeren, kurzum „moderneren“ Formen des Denkens, Fühlens und Lebens. Mit anderen Worten: Es geht immer nach links. Unerbittlich.
Von „Niedergeschlagenheit“ zur „Wiederbelebung“
An der Wende der 1960er und 1970er Jahre schien dies eine unumstößliche Wahrheit zu sein. Während im kulturellen Bereich die Gifte von 1968 die moralischen und psychologischen Grundlagen des Westens zerstörten, schritt der Kommunismus im gesellschaftspolitischen Bereich unbeirrt voran. Die Vereinigten Staaten, der faktische Führer der nichtkommunistischen Welt, war auf dem Rückzug, insbesondere nach der Vietnam-Katastrophe. Das amerikanische Volk verfiel psychologisch in das, was Analysten als „Malaise“ bezeichneten, das als Zeichen eines nicht allzu fernen Todes interpretiert wurde. Dieses „Niedergeschlagenheit“ breitete sich dann in der gesamten westlichen Welt aus.
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Im kirchlichen Bereich siegten die Verfechter der sogenannten Hermeneutik des Bruchs und der Diskontinuität, die das Zweite Vatikanische Konzil als Geburt einer neuen Kirche interpretierten. In der Kirche herrschte die sogenannte „Euphorie des Dissens“ (Meinungsgegensätze). Die progressive Linie siegte überall. Der Traditionalismus wurde fast wörtlich auf vier Looser reduziert.
1979 begann sich jedoch alles zu ändern.
Im Mai gewann Margaret Thatcher die Wahlen in Großbritannien und leitete damit einen konservativen Aufschwung ein, der innerhalb weniger Jahre den sozialistischen Apparat demontierte, der das Land mehr als ein halbes Jahrhundert lang beherrscht hatte. Dann, im November 1980, gewann Ronald Reagan die amerikanischen Wahlen und führte die konservative Bewegung an die Macht. Und auch hier erlebte das Land eine kopernikanische Wende. „The Sixties are Over!“ „Die Sechziger sind weg!“, war einer der am häufigsten wiederholten Slogans. Es war der Beginn der konservativen Wiederbelebung, der konservativen Wiedergeburt, die sich dann über die ganze Welt ausbreitete und der Regierung in vielen Ländern ein neues Recht auf klare religiöse Inspiration einbrachte.
Im kirchlichen Bereich markierte das Pontifikat von Johannes Paul II., wenn auch mit Licht und Schatten, gleichermaßen einen Wendepunkt, wofür das Motu proprio Ecclesia Dei (1988) ein Beispiel war, das erneut die Türen zur tridentinischen Messe öffnete. Der Traditionalismus begann überall zu wachsen, insbesondere unter jungen Menschen. Es entstanden verschiedene religiöse und kirchliche Institute mit konservativer/traditionalistischer Ausrichtung. Die Auswüchse der progressiven Theologie wurden verurteilt. Dieser Wendepunkt wurde im Pontifikat von Benedikt XVI. noch verstärkt, beispielsweise mit dem Motu proprio Summorum Pontificum, was zu Situationen wie in Frankreich führte, wo fast die Hälfte der geweihten Priester dem traditionellen Ritus angehörten.
Die konservative Wiederbelebung wurde sowohl in ihren zeitlichen als auch in ihren religiösen Aspekten von vielen Intellektuellen eingehend und eingehend untersucht. Wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema gibt es in Hülle und Fülle. Dennoch gibt es einen Punkt, der noch nicht ausreichend erforscht ist: die Rolle Brasiliens und insbesondere von Professor Plinio Corrêa de Oliveira bei der Entstehung und Entwicklung dieser Reaktion.
Um diese Lücke zu füllen, veröffentlichte Benjamin A. Cowan das Buch „Moral Majorities across the Americas – Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right“ (University of North Carolina Press, 2021, 294 S.). Professor Cowan ist Absolvent der Harvard-Universität und Professor für Geschichte an der University of California in San Diego.
Die Forschungsarbeit ist umfangreich. Nicht weniger als 824 Fußnoten zeugen von der Fülle an Referenzen, mit denen der Autor sein Werk bereichern wollte. Die meisten Quellen sind unveröffentlicht: das persönliche Archiv von Msgr. Geraldo von Proença Sigaud; Berichte der brasilianischen Geheimdienste; die Paul Weyrich Papers aus der Manuskriptabteilung der Library of Congress; die Diözesanarchive von São Paolo und Diamantina (Brasilien); das Archiv des brasilianischen Außenministeriums und so weiter.
Wie in jeder historischen Analyse sollten einige Unterscheidungen getroffen werden, insbesondere bei Personen wie mir, die an einigen der erzählten Ereignisse teilgenommen haben oder engen Kontakt zu denen hatten, die daran teilgenommen haben. Dennoch handelt es sich um ein umfangreiches Werk, das dazu bestimmt ist, die akademische Forschung zu diesem Thema zu beeinflussen. Es sei daran erinnert, dass Professor Cowan ein Liberaler ist und sich daher in einer ideologischen Position befindet, die der der untersuchten Realitäten entgegengesetzt ist. Weit davon entfernt, sich zu entschuldigen, ist es vielmehr eine Kritik, manchmal sogar bissig.
Das Zweite Vatikanische Konzil
Das erste Kapitel ist dem Zweiten Vatikanischen Konzil gewidmet.
Trotz der umfangreichen Bibliographie, die jetzt über das Konzil verfügbar ist, behauptet Cowan, dass Wissenschaftler dem „entschlossenen Handeln einer zusammenhängenden Gruppe von Brasilianern, die während und nach dem KOnzil daran gearbeitet haben, die Reformwelle einzudämmen“, noch nicht die gebührende Bedeutung beigemessen haben. (…) Die zentrale Rolle der Brasilianer [in der Reaktion der Traditionalisten] liegt wie üblich im Schatten“ [1]. Beispielsweise wurden die Interventionen von Msgr. José Maurício da Rocha, Bischof von Bragança Paulista, „Monarchist, entschiedener antimodernist, antikommunist und antiliberal“ übersehen. Bekannter, aber immer noch nicht gut untersucht, ist die Aktion von Msgr. Geraldo de Proença Sigaud, Erzbischof von Diamantina, und Msgr. Antonio de Castro Mayer, Bischof von Campos.
Diese „zusammenhaltende Gruppe von Brasilianern“ bestand aus den beiden letztgenannten Konzilsvätern und wurde von den Mitgliedern der TFP, die zu diesem Anlass zwei Büros in der Ewigen Stadt eröffnet hatten, ermutigt und unterstützt. Der Inspirator und die treibende Kraft der Gruppe war zweifellos Professor Plinio Corrêa de Oliveira.
Obwohl diese Gruppe während und nach dem Konzil „eine wichtige und in gewissem Sinne Pionierrolle in der Politik des katholischen Traditionalismus auf nationaler und internationaler Ebene innehatte, werden Mayer, Sigaud und die sensationelle TFP in der Geschichtsschreibung über die Entstehung der erzkonservativen katholischen Reaktion in der Welt oft außer Acht gelassen.“ (…) Forscher haben diesen brasilianischen Beitrag weitgehend ignoriert. (…) In diesem ersten Kapitel möchte ich diesen Aktivismus konservativer Brasilianer während des Zweiten Vatikanischen Konzils als Element im Aufbau und in der Entwicklung des transnationalen katholischen Traditionalismus skizzieren. (…) Die Brasilianer waren in gewisser Hinsicht die wichtigste – und bisher vernachlässigte – Kraft hinter dem konservativen Widerstand im Zweiten Vatikanischen Konzil“ [2].
Offensichtlich behauptet Cowan nicht, dass dies die einzige Komponente der traditionalistischen Reaktion während des Konzils war. Er behauptet lediglich, dass dem bisher nicht die gebührende Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
Die antiprogressistische Aktion von Plinio Corrêa de Oliveira begann laut Cowan in den 1930er Jahren mit der Gründung der um die Wochenzeitung „O Legionário“ Gruppe des Legionário und setzte sich in den 1940er Jahren mit seinem Widerstand gegen den Neomodernismus innerhalb der Katholischen Aktion und mit der Gründung der Bewegung um die Monatszeitung „Catolicismo“ in den Fünfziger fort. An der Wende der sechziger Jahre hatte Plinios antimodernistisches Werk „in Brasilien großen Widerhall [und hatte auch] erhebliche internationale Auswirkungen, die dazu beitrugen, die weltweite katholische Reaktion gegen Modernisierung und Säkularisierung zu bilden und aufrechtzuerhalten“ [3].
Als Doktor Plinio 1962 in Rom ankam, hatte er daher bereits sehr klare Vorstellungen und einen perfekt ausgearbeiteten Schlachtenplan, im Gegensatz zu vielen anderen Konservativen, die „von der progressiven Wende des Konzils überrascht wurden“ [4]. Tatsächlich, erklärt Cowan, „hat die TFP die Ausrichtung des Konzils vorweggenommen und begonnen, sich zu organisieren, bevor dieser begann“ [5]. Das Privatarchiv von Msgr. Sigaud enthält den Bericht über die Treffen mit Plinio Corrêa de Oliveira, um den Plan der Opposition gegen den fortschreitenden Angriff auf das Konzil vorzubereiten, bevor er in die Ewige Stadt eintraf.
Dieser Plan ist in dem Votum enthalten, das Msgr. Sigaud dem Konzil vorgelegt hat, das aber inspiriert und vielleicht teilweise geschrieben von Plinio Corrêa de Oliveira war: „Die Kirche muss den Kampf gegen die Revolution auf globaler Ebene organisieren“ [6]. Dr. Plinios realistisch besorgte Vision stand in deutlichem Kontrast zu dem „Jubel“, den viele Konservative über die Einberufung des Konzils empfanden und darin eine Chance für eine „konservative Erneuerung“ sahen, während Dr. Plinio befürchtete, dass es zu einem Debakel kommen würde [7].
Während des Konzils versammelten sich die Traditionalisten im Coetus Internationalis Patrum. Aus dem Archiv von Msgr. Sigauds wird die zentrale Rolle zur Entstehung des Coetus deutlich, dass dieser immer wieder durch Plinio Corrêa de Oliveira ermutigt wurde. Beispielsweise stammen die Manuskripte mit „den Plänen für die Struktur, Tagungen, Veröffentlichungen, Aktivitäten und Finanzierung“ des Coetus von ihm. In einem Brief an den brasilianischen Außenminister, in dem er ihn um finanzielle Unterstützung bittet, schreibt Msgr. Sigaud: „Ich finde [in Rom] keine selbstlosen und zuverlässigen Mitarbeiter. Im Gegensatz dazu arbeiten brasilianische Aktivisten einfach aus Hingabe an unsere Sache, mit großer Effektivität und Diskretion. (…) Sie sind Spezialisten, jeder in einem Aspekt des Konzils. (…) Das Rückgrat von Coetus war schon immer und muss auch weiterhin diesen brasilianischen Aktivisten anvertraut werden“ [8]. Cowan kommt zu dem Schluss: „Der Aktivismus der TFP erreichte eine zentrale Bedeutung bei der Mobilisierung des konservativen Blocks.“
Msgr. Marcel Lefèbvre selbst definierte die TFP als das „Verwaltungskomitée“ des Coetus [9]. Er teilte die Meinung des französischen Historikers Henri Fesquet. Abschließend stellt Cowan fest: „Wie wir gesehen haben, gehörten Marcel Lefèbvre und seine Anhänger zu denen, die die Brasilianer für die Hauptakteure, ja sogar Helden auf diesem Gebiet hielten“ [10].
Wir übergehen ein langes Kapitel mit dem Titel „Die Schönheit der Hierarchien“, in dem Cowan die Lehren erklärt, die der TFP zugrunde liegen. Es ist jedoch interessant festzustellen, wie die TFP laut Cowan aus ihrer katholischen Vision nicht nur eine antiprogressive Vision im religiösen Bereich, sondern auch eine traditionalistische Konzeption der weltlichen Gesellschaft ableitet, die eng mit der ersten verknüpft ist. Daher ihre Kämpfe auf politischem, sozialem, kulturellem, moralischem und religiösem Gebiet. Interessant ist auch Cowans Beharren auf der „ästhetischen Dimension“ der von der TFP gewünschten Gegegenrevolution.
Professor Cowan kommt zu dem Schluss: „Obwohl der katholische Traditionalismus das Feld ist, in dem diese [TFP-]Aktivisten die direkteste und anerkannteste Wirkung hatten, erstreckt sich ihr Einfluss auch auf das breitere Feld des modernen religiösen Konservativismus.“ Darauf werde ich in den nächsten Kapiteln eingehen. (…) Der Aktivismus [der TFP] machte Brasilien zu einem wichtigen Ort für die Entwicklung dieser besonderen Art von religiösem Konservativismus, der später innerhalb und außerhalb Brasiliens Widerhall finden sollte“ [11].
Entstehung der „Transnationalen Neuen Rechten“
Im vierten Kapitel möchte Cowan „die Rolle Brasiliens als Hauptkern in dem Netzwerk nachzeichnen, das die transnationale Neue Rechte hervorgebracht hat“ [12]. Es muss sofort klargestellt werden, dass die „Neue Rechte“, auf die er sich bezieht, nichts mit der europäischen Nouvelle Droite neoheidnischen Ursprungs zu tun hat. Die Grundlagen dieser Neuen Rechten waren laut Cowan der Antikommunismus, die Verteidigung moralischer Werte und der westlichen Kultur. Gerade die allgemeine Abneigung gegen den Kommunismus – damals der schlimmste Feind der westlichen christlichen Zivilisation – veranlasste viele Gruppen und Bewegungen, ihre Kräfte zu bündeln. Cowan zeigt, dass die TFP dabei eine Hauptrolle spielte: „Brasilien wurde zu einem Eckpfeiler für die Entstehung und Akkreditierung [Ermächtigung] rechter Persönlichkeiten und Bewegungen, deren Bedeutung über nationale Grenzen hinausgehen würde“ [13].
Basierend auf größtenteils unveröffentlichten Dokumenten analysiert der Autor insbesondere die Beziehungen zwischen der TFP und der amerikanischen Neuen Rechten. Um sie zu verstehen, müssen wir einen Schritt zurücktreten.
Ende der 1940er Jahre nahm mit der Veröffentlichung von Burkes Politics [14] in den Vereinigten Staaten das Gestalt an, was später als Konservative Bewegung [15] bezeichnet wurde. Nach einer Zeit der doktrinären Ausarbeitung und einem verfrühten und daher gescheiterten Wahlversuch mit Barry Goldwater im Jahr 1964 landete diese Bewegung Ende der 1960er Jahre in Washington, wo sie Denkfabriken wie die Heritage Foundation und Strukturen für Aktionspolitik wie die Free Congress Foundation gründete. Die Seele dieser Initiativen war Paul Weyrich, ein Katholischen Traditionalist österreichischer Herkunft [16]. 1980 trug diese Neue Rechte dazu bei, dass Ronald Reagan, der erste „konservative“ Präsident wurde. Dann begann ein tiefgreifender und kraftvoller konservativer Aufschwung, der sich nicht nur auf die Politik, sondern auch auf die Kultur auswirkte [17].
Zusätzlich zu politischen und kulturellen Aktionen starteten die Katholiken der Neuen Rechten (tatsächlich die vorherrschende Stimme) eine Kampagne des Widerstands gegen den Progressivismus innerhalb der Kirche. Zu diesem Zweck gründeten sie das Katholische Zentrum, um „die linksgerichtete progressive Bewegung in der Kirche zu bekämpfen“ [18]. Aus dieser Schmiede kam es zum Beispiel 1986 zum ersten Mal, dass die Homosexuellen-Lobbys angeprangert wurde [19]. Ebenso wurden mehrere Studien gegen die sogenannte Befreiungstheologie veröffentlicht [20]. Es ist kein Zufall, dass es heute im Großraum Washington D.C. nicht weniger als fünfzehn Messen im alten römischen Ritus gibt. Es ist die lange Welle der konservativen Erneuerung.
Professor Plinio Corrêa de Oliveira war sich der Entwicklungen bewusst, die auf eine potenziell gegenrevolutionäre Reaktion hinweisen könnten, und legte großen Wert auf den Aufstieg dieser Neuen Rechten, sowohl wegen ihrer konkreten Wirkung als auch vor allem wegen dem, was sie als Veränderung im nordamerikanischen ideologischen Panorama der USA darstellte. Um die Beziehungen zu ihr zu stärken, verstärkte die amerikanische TFP ihre Präsenz in der Hauptstadt mit dem TFP Washington Bureau, dem Cowan beträchtlichen Raum einräumte.
Im Juni 1981 erhielt Plinio Corrêa de Oliveira in São Paulo Besuch von James Lucier, Berater des Ausschusses für auswärtige Angelegenheiten des US-Senats, und Francis Bouchey, Vizepräsident des Interamerikanischen Sicherheitsrats, beide führende Vertreter der Neuen Rechten. Dann, im Jahr 1988, wurde er von Führern der Neuen Rechten besucht, darunter Paul Weyrich und Morton Blackwell. In seiner Rede vor den Mitgliedern und Mitarbeitern der brasilianischen TFP gestand Weyrich: „Die Gespräche, die ich mit Ihrem Präsidenten [Plinio Corrêa de Oliveira] geführt habe, waren die außergewöhnlichsten meiner gesamten politischen Karriere“ [21].
Cowan interessiert sich vor allem für die Internationalisierung dieser Neuen Rechten. Anschließend widmet er mehrere Seiten der Geschichte des International Policy Forum, einer Allianz konservativer Vereinigungen, die von Paul Weyrich ins Leben gerufen wurde und deren Vorsitzender Morton Blackwell ist. „Der Aufbau einer transnationalen Neuen Rechten – erklärt Cowan – erfolgte durch speziell zu diesem Zweck gegründete Organisationen. (…) Das International Policy Forum (IPF) war eine dieser Organisationen, vielleicht das paradigmatische Beispiel. (…) IPF hat relativ wenig akademische Aufmerksamkeit erhalten“ [22]. Das erste Treffen fand 1985 in Washington statt.
„Mehr als zwei Jahrhunderte lang hatten linke Intellektuelle und Aktivisten ihre internationalen Netzwerke aufgebaut, während die Konservativen ihre Kollegen in anderen Ländern überhaupt nicht kannten“, lesen wir in einem IPF-Dokument [23]. Der Verweis auf „mehr als zwei Jahrhunderte“ ist interessant und zeigt, dass IPF-Mitglieder nicht ausschließlich antikommunistisch waren, sondern eine umfassendere Vision des revolutionären Prozesses hatten.
Die Idee einer „konservativen Transnationalen“ war nicht neu. Tatsächlich bildeten die Gesellschaften zur Verteidigung von Tradition, Familien und Eigentum (TFP), die mittlerweile in zwanzig Ländern vertreten sind, bereits eine Art „Gegenrevolutionäre Internationale“. Genau auf Anregung von Plinio Corrêa de Oliveira und inspiriert vom Beispiel der TFP konzipierte Paul Weyrich die IPF und lud den brasilianischen TFP-Vorsitzenden daher ein, Mitglied des Gouverneursrats zu werden: „Weyrich baute eine enge und fruchtbare Beziehung auf mit der Brasilianischen Gesellschaft zum Schutze von Tradition, Familie und Eigentum (TFP), oder besser gesagt, mit dem transnationalen Netzwerk der TFP-Verbände“ [24]. Tatsächlich wurde der Führer der Neuen Rechten auf vielen seiner internationalen Reisen, um Kontakt mit konservativen/traditionalistischen Realitäten aufzunehmen, von Mitgliedern der TFP begleitet, die „Weyrich in das Netzwerk lokaler Freunde einführten“.
All diese Bemühungen, erklärt Cowan, „bauten internationale Koalitionen zur Verteidigung des traditionellen Christentums auf“ [25].
Cowan kommt oft auf die Idee der „Zentralrolle der TFP“ zurück: „TFP verbreitete sich geografisch und gründete Niederlassungen in der gesamten atlantischen Welt.“ Noch wichtiger ist, dass TFP Beziehungen zu den meisten Bewegungen der Neuen Rechten und Extremisten [sic] pflegte und sich so in den Mittelpunkt der Bemühungen stellte, internationale Bindungen der Zusammenarbeit zu schaffen“ [26].
Auf diese Weise nahm das Gestalt an, was Cowan eine „transnationale Neue Rechte“ nennt. Der kalifornische Professor erklärt: „Diese Vertreter der brasilianischen Rechten waren die Pioniere bei der Schaffung von Kooperationsnetzwerken mit ähnlichen Realitäten im Norden, eine Zusammenarbeit, die den Grundstein für die Konstitution einer transnationalen Neuen Rechten legte“ [27].
Anschließend zählt der Autor die Grundideen dieser Neuen Rechten auf: „Nostalgie für die Vergangenheit, vorzugsweise mittelalterlich; übernatürliche Vision; Antikommunismus; Antimodernismus; Moralismus; Antiökumenismus; Verteidigung von Hierarchien; Verteidigung des Privateigentums und der freien Initiative“ [28]. Laut dem Autor war „TFP der Hauptakteur bei der Entwicklung dieses neokonservativen Kreuzzugs auf dem Kontinent und auf der ganzen Welt.“
Es ist wichtig anzumerken, dass Cowan selbst zugibt, dass die TFP während dieser Verhandlungen stets ihre Identität als „militante Katholiken“ bewahrt hat, ohne jemals Kompromisse einzugehen und ohne jemals zu verbergen, dass ihr Ziel die Gegenrevolution war, d. h. die Wiederherstellung der christlichen Zivilisation in ihrer Integrität.
Zusätzlich zu diesen Bemühungen, die Galaxie der Neuen Rechten zu verbinden, beschreibt Cowan, wenn auch kurz, die Bemühungen, mit den europäischen Traditionalisten in Kontakt zu treten, wie Alleanza Cattolica in Italien und Lecture et Tradition in Frankreich.
Benjamin Cowan schließt mit der Hoffnung, dass die bedeutende Rolle von TFP und Prof. Plinio Corrêa de Oliveira für die Entstehung der antiprogressiven Reaktion in der Welt von Spezialisten besser untersucht werden könnte.
Quelle: p-c-o.blogspot.com
Bild: G. Monteiro
Fussnoten:
[1] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas. Brazil, the United States and the Creation of the Religious Right, University of North Carolina Press, 2021, pp. 16-17.
[2] Ibid., pp. 17-19.
[3] Ibid., p. 18.
[4] Ibid., p. 25.
[5] Ibid., p. 25
[6] Ibid., p. 230.
[7] Ibid., p. 234.
[8] Ibid., p. 23.
[9] Ibid., p. 24.
[10] Ibid., p. 59.
[11] Ibid., p. 59.
[12] Ibid., p. 137.
[13] Ibid., p. 137.
[14] Hoffman, Ross J. S., and Paul Levak (Eds.). Burke’s Politics: Selected Writings and Speeches of Edmund Burke on Reform, Revolution, and War. Pp. xxxvii, 536. New York: Alfred A. Knopf, 1949.
[15] La letteratura sul Conservative Movement è vastissima. Un riassunto si trova in Modern Age, vol. 26, n° 3-4, 1982.
[16] Cfr. Patriottismo, combattività e appetenza del soprannaturale. Intervista a Paul Weyrich, Tradizione Famiglia Proprietà, marzo 2002. https://www.atfp.it/rivista-tfp/2002/103-marzo-2002/733-intervista-a-paul-weyrich
[17] In realtà, la New Right si collocava assai più a destra di Reagan, a cui rinfacciava di fare troppo poco.
[18] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, p. 146.
[19] Enrique T. Rueda, The Homosexual Network. Private Lives and Public Policy, Devin Adair, 1986.
[20] Enrique T. Rueda, The Marxist Character of Liberation Theology, The Catholic Center, 1986.
[21] Benjamin A. Cowan, Moral Majorities across the Americas, p. 151.
[22] Ibid., p. 144.
[23] Ibid., p. 146.
[24] Ibid., p. 151.
[25] Ibid., p. 152.
[26] Ibid., p. 153.
[27] Ibid., p. 60.
[28] Ibid., pp. 154-155.