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Warum die Nutzung von Smartphones durch Kinder eine Revolution darstellt, die die Gesellschaft zerstört

Michael Haynes

Das relativ junge Aufkommen von Smartphones und ihre rasche Dominanz sind ebenso beispiellos wie allgegenwärtig. Wie die Gesellschaft innerhalb weniger Jahre so stark von Smartphones abhängig werden konnte, sollte uns zu denken geben. Besonders besorgniserregend ist, wie sehr Kinder an ihren Handys hängen, sich ihnen hingeben und sogar süchtig nach ihnen werden – mit verheerenden Folgen.

Kinder und Mobiltelefone – die Daten

Binnen wenig mehr als einem Jahrzehnt sind Kinder in besonderem Maße von Smartphones abhängig geworden. Laut einer Pew-Research-Studie aus dem Jahr 2020 hatten 67 % der Kinder unter 11 Jahren mit Smartphones Kontakt oder benutzten eines – soweit dies ihren Eltern bekannt ist.

Die Zahl für frühere Jahre war sogar noch alarmierender. Insgesamt 62 % der Kinder unter vier Jahren waren vermutlich der Smartphone-Nutzung ausgesetzt, während fast die Hälfte (49 %) der Kinder unter 2 Jahren in dieselbe Kategorie fiel.

Da die COVID-19-bedingten Lockdowns zu einem enormen Anstieg der Computer- und Smartphone-Nutzung führten, befragte das Pew Research Center (Pew-Forschungscenter) dieselben Eltern im Jahr 2020 erneut. Es stellte fest, dass die Nutzung von Smartphones und anderen digitalen Geräten durch Kinder erwartungsgemäß zugenommen hatte: 71 % der unter 11-Jährigen hatten 2021 ein Smartphone oder nutzten es. Darüber hinaus gaben 81 % der Eltern an, dass ihre Kinder unter 11 Jahren ein Tablet benutzen.

Zeit im Internet verbringen

Auch nutzen kleine Kinder nicht nur das Gerät der Eltern. Pew Research fand heraus, dass „37 % der Eltern von Kindern im Alter von 9 bis 11 Jahren angaben, dass ihr Kind ein eigenes Smartphone hat, verglichen mit 13 % der Eltern von Kindern im Alter von 5 bis 8 Jahren, 5 % der Eltern von Kindern im Alter von 3 bis 4 Jahren und 3 % der Eltern von Kindern im Alter von zwei Jahren oder jünger.“

Noch auffälliger ist, wie viel Zeit, kleine Kinder mit diesen elektronischen Geräten verbringen. Weitere Studien kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Am schockierendsten ist ein Bericht der National Institutes of Health (Gesundheitsämter) aus dem Jahr 2019, in dem festgestellt wurde, dass Kinder im Alter von nur 12 Monaten im Durchschnitt 53 Minuten pro Tag am Bildschirm verbringen.

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Die Forscher stellten fest, dass sich dieser Trend im ersten Lebensjahrzehnt fortsetzt und auch in den späteren Jahren anhält. Im Jahr 2020 veröffentlichte die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry („Amerikanische Akademie für Kinder- und Jugendpsychiatrie“) einen Bericht, aus dem „hervorging, dass Kinder zwischen 8 und 12 Jahren in den USA zwischen 4 und 6 Stunden pro Tag vor dem Bildschirm verbringen“.

Common Sense Media bestätigte diese Statistik bereits im Jahr 2019 und stellte fest, dass Acht- bis Zwölfjährige durchschnittlich fast 5 Stunden pro Tag vor Bildschirmen verbringen.

Diese Zahl steigt mit zunehmendem Alter alarmierend an. Die American Academy of Child and Adolescent Psychiatry fand heraus, dass Jugendliche bis zu 9 Stunden täglich vor dem Bildschirm verbringen. Nach Angaben von Common Sense Media verbringen Jugendliche im Durchschnitt fast siebeneinhalb Stunden pro Tag vor dem Bildschirm – schulische Aktivitäten nicht mitgerechnet.

Die Smartphone-Nutzung zerstört die Gesundheit von Kindern

Mit dem sofortigen Zugang zur Online-Welt bietet ein Smartphone nahezu endlose Quellen der Ablenkung und vermeintlichen Unterhaltung. Somit müssen sich Kinder nicht mehr mit Freunden beschäftigen oder ihrer Fantasie freien Lauf lassen, um Spiele zu entwickeln, mit denen sie ihre Zeit verbringen können. Sie verlieren sich über ihre Smartphones in einer virtuellen Welt der digitalen Fiktion.

Diese Änderung in den Gewohnheiten ist für den deutlichen Rückgang der Zahl der Jugendlichen verantwortlich, die regelmäßig ein physisches Buch lesen. In der Umfrage von Common Sense aus dem Jahr 2019 gaben 15 % der Teenager an, nie Bücher zu lesen, während 17 % sagten, sie würden nur einmal im Monat lesen.

Die schädlichen Auswirkungen der Nutzung von Smartphones und Bildschirmen gehen weit über den Rückgang des Bücherlesens hinaus. Forscher haben herausgefunden, dass mehr Zeit am Bildschirm Stress auslöst und gleichzeitig die Fähigkeit des Körpers verringert, Melatonin zu produzieren, das für einen guten Schlaf erforderlich ist.

Lange Bildschirmnutzung ist auch mit emotionalen und Verhaltensproblemen bei Kindern verbunden. Die Zeit, die ohne echte menschliche Interaktionen verbracht wird, und der unbefriedigende Anreiz durch Bildschirmaktivitäten untergraben die Bildung, die das Kind braucht, um im Leben voranzukommen.

Ein Artikel in der Zeitschrift Child Development („Kindesentwicklung“) aus dem Jahr 2017 warnte: „Bezüglich der gesundheitlichen Auswirkungen digitaler (drahtloser) Technologien ist es wichtig, neben Krebs auch neurologische Erkrankungen, physiologische Abhängigkeit, Wahrnehmungs-, Schlaf- und Verhaltensprobleme in Betracht zu ziehen.“

Das Child Magazine („Kinderzeitschrift“) hat festgestellt, dass Kinder sich an die regelmäßige Nutzung von Smartphones gewöhnen, indem sie beobachten, wie Erwachsene zunehmend süchtig nach ihnen werden. Sie entwickeln auch schlechte Angewohnheiten, wenn Eltern ihnen Bildschirme zur Unterhaltung geben. Die Autoren der Studie wiesen auf die wenig bekannten und potenziell katastrophalen Auswirkungen dieser Nutzung auf die Gesundheit hin. Unter Verweis auf einen Bericht aus dem Jahr 2008, der der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgelegt wurde, stellten die Autoren fest, dass Kinder, die regelmäßig Smartphones benutzen, mit „Gedächtnisstörungen, nachlassender Aufmerksamkeit, verringerten Lern- und kognitiven Fähigkeiten, erhöhter Reizbarkeit, Schlafproblemen, wachsender Empfindlichkeit für Stress und vermehrter Anfälligkeit für Epilepsie“ konfrontiert sind.

Der Bericht von 2008 warnte davor, dass zu den möglichen, weiter entfernten Risiken für diese Kinder im späteren Leben Gehirntumore, Nerventumore (sogar vor dem 30. Lebensjahr), Alzheimer, Depressionen und frühe Demenzsymptome gehören. Er warnte auch vor einer Schädigung des Nervensystems des Gehirns, wenn die Handynutzer ihr fünfzigstes Lebensjahr erreicht haben.

Smartphones untergraben die traditionelle Gesellschaft

Angesichts dieser Warnungen aus dem Jahr 2008, noch vor dem Aufkommen des iPhones, stimmen die Aussichten für die Kinder von heute, die bis zu einem Drittel des Tages vor dem Bildschirm verbringen, nicht besonders hoffnungsfroh.

Solche Warnungen sind auch nicht leicht zu finden. Zwar warnen viele Artikel vor der zunehmenden Bildschirmzeit und geben Eltern Ratschläge, wie sie die Nutzung durch ihre Kinder einschränken können. Die aussagekräftigeren Daten – wie die in dem oben erwähnten Bericht von 2008 enthaltenen – werden jedoch sorgfältig vermieden.

Die allgegenwärtige Nutzung aller möglichen digitalen Dinge trägt zur Verwirrung der Kinder bei. Überall sind die Menschen mit ihren Handys beschäftigt, ob sie nun Nachrichten schreiben, während sie abgelenkt durch die Straßen laufen, in quasi religiöser Verehrung ihre Sandwiches vor dem Verzehr fotografieren, ihr Handy als Wegweiser zum nächsten touristischen Ziel benutzen oder mit ihnen für das Parken bezahlen, da viele Parkuhren keine Barbezahlung mehr zulassen.

Die Nutzung von Smartphones durch Kinder ist in der Tat Teil eines Teufelskreises, der die Gesellschaft revolutioniert. Bei so viel Bildschirmzeit werden die Kinder darauf trainiert, ein digitales Leben zu akzeptieren, in dem menschliche Interaktion durch Pixel ersetzt wird. Sie werden dazu erzogen, dass es nichts Unnormales ist, mehr Zeit damit zu verbringen, inhaltsleere Videos in den sozialen Medien anzuschauen, als Zeit damit zu verbringen, eigentliche Aufgaben zu erledigen oder physische Ereignisse zu genießen.

Die digitale Revolution zwingt die Menschen auch dazu, in irgendeiner Form digitale Technologie zu nutzen. Dieser Trend ist flächendeckend zu beobachten: ob bei Selbstbedienungsautomaten in Geschäften, bei der Verwendung digitaler Passwortcodes für den Zugang zu Bankdienstleistungen oder auch, weil man bestimmte Waren nur noch online kaufen kann.

Die COVID-Ära hat die Situation noch verschlimmert, indem sie Jung und Alt daran gewöhnt hat, noch mehr von ihrem täglichen Leben auf den Bildschirm zu verlagern. Für Familien ersetzten „virtuelle“ Zusammenkünfte frühere, fröhliche Familientreffen. Für Katholiken ersetzte die „virtuelle“ Messe den persönlichen Kirchgang. Kinder sahen, wie ihre Klassenzimmer zu einer Online-Versammlung verschwommener Köpfe auf einem Bildschirm wurden. Büroangestellte erlebten von einem Bildschirm aus noch mehr vom Leben, als sie zuvor für möglich gehalten hatten.

Dabei zielt der radikale Vormarsch der digitalen Gesellschaft vor allem auf Kinder ab. Während noch vor wenigen Jahren nur Teenager süchtig nach ihren Handys zu sein schienen, ist diese Anhänglichkeit auch bei Kindern unter 13 oder sogar unter 7 Jahren zu finden.

In einem zunehmend digitalen Zeitalter werden Kinder auf dem Altar des sogenannten gesellschaftlichen Fortschritts geopfert. Die Hohepriester dieses Opfers sind nicht nur die Technologieunternehmen, die jedes Jahr gerne Hunderte von Milliarden Dollar an Gewinnen einstreichen, sondern auch die ahnungslosen Eltern, die es leider vorziehen, ihre Kinder den Gefahren des Internets auszusetzen. Anstatt sich für ein traditionelleres Familienleben zu engagieren, erlauben sie das Eindringen von Smartphones und Tablets in ihr Zuhause.

Die Bindung an die Technologie muss schnell und entschieden eingedämmt werden!

 

Quelle: aktion-kig.eu

Bild von natureaddict auf Pixabay