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Welche Bekehrung für Russland?

Federico Catani

Papst Franziskus hat am 25. März Russland und die Ukraine dem Unbefleckten Herzen Mariens geweiht. Kardinal Krajewski hat das Gleiche in Fatima getan. Seit einigen Jahren gibt es in der katholischen Welt Stimmen, die glauben, Russland sei bereits 1984 von Papst Johannes Paul II. geweiht worden und habe sich daher bekehrt, da die UdSSR zusammengebrochen sei und die Russische Föderation heute von Präsident Wladimir Putin geführt werde, der angeblich ein Verteidiger der Werte des Christentums sei. Hinter dieser Denkweise steht die Vorstellung, dass die von der Gottesmutter in Fatima vorausgesagte Bekehrung nur den Zusammenbruch des Sowjetsystems betraf.

Bereits geweiht?

Es gibt jedoch gute Gründe für die Annahme, dass die Weihe von 1984 nicht die Weihe war, die die Gottesmutter gewünscht hatte. Lassen wir an dieser Stelle die Meinung von Schwester Lucia beiseite, die, obwohl sie zunächst bestritt, dass das, worum die Mutter Gottes gebeten hatte, erfüllt worden war, erst 1989, mit dem Fall der Berliner Mauer und aufgrund des Drucks des Vatikans, ihre Meinung änderte und erklärte, dass die Weihe Russlands stattgefunden hatte. Wir sollten uns nur auf Fakten stützen. Die Gottesmutter erklärte in Fatima, dass nach der Weihe Russlands Russland sich bekehrt und der Welt eine Zeit des Friedens geschenkt werden würde: „Am Ende wird mein Unbeflecktes Herz triumphieren“. Nun, es stimmt, dass das eine die Zeit der Aussaat und das andere die Zeit der Ernte ist. Und es ist ebenso wahr, dass der Akt von Johannes Paul II. neben anderen Faktoren wahrscheinlich seine positiven Auswirkungen hatte, nämlich die Implosion des sowjetischen Monsters ohne großes Blutvergießen. Schließlich habe die Weltweihe von Pius XII. im Jahr 1942 auch dazu gedient, die Dauer des langwierigen Weltkriegs zu verkürzen, so Schwester Lucia. Aber sehen wir uns um. Waren die letzten Jahrzehnte auch Jahrzehnte des Friedens? Sind die Fehler des Kommunismus verschwunden? Wo ist der von der Gottesmutter versprochene Triumph des Unbefleckten Herzens? Und vor allem: Kann man sagen, dass sich Russland bekehrt hat? Zunächst einmal ist es notwendig, darüber nachzudenken, dass der Kommunismus keineswegs tot ist und auch nicht aufgehört hat, seine Irrtümer zu verbreiten: Man vergisst, dass die marxistische Ideologie einen evolutionär-transformistischen Charakter hat und dass es in ihrem Kern nicht nur um eine bestimmte Art von Wirtschaft geht, sondern um eine atheistisch-materialistische Ideologie. So zeigen sich heute die Irrtümer des Kommunismus an verschiedenen Klassenkämpfen: Frauen gegen Männer, Kinder gegen Eltern, Homosexuelle gegen Heterosexuelle, Tiere und Umwelt gegen Erdenbewohner, Farbige gegen Menschen mit weißer Hautfarbe, indigener Stammesgeist gegen christliche Zivilisation und so weiter.

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Die Rückkehr zur katholischen Kirche

Und sodann muss man sich vor Augen halten, was Pater Joaquín María Alonso geschrieben hat, der die letzte Seherin von Fatima mehrmals interviewt hat: „Wir können bestätigen, dass Schwester Lucia immer der Meinung war, dass die ‚Bekehrung‘ Russlands nicht nur als eine Rückkehr des russischen Volkes zur christlich-orthodoxen Religion zu verstehen ist, die den marxistischen Atheismus der Sowjets ablehnt, sondern sich einfach und klar auf die totale und integrale Bekehrung der Rückkehr zur einzigen und wahren Kirche, der römisch-katholischen Kirche, bezieht“ [1]. Denn wie kann man glauben, dass die Gottesmutter akzeptieren würde, dass das russische Volk im Irrtum des orthodoxen Schismas verharrt? Würde die Heilige Jungfrau Maria, die Auslöscherin aller Irrlehren, die Trennung von Rom und vom römischen Papst gutheißen? Und warum sollte sie den Papst und alle Bischöfe der Welt, die mit ihm in Gemeinschaft stehen, um die Weihe bitten? Ist dies nicht eine Anerkennung der immensen Macht des Papsttums durch die Gottesmutter? Ist das nicht eine implizite Apologetik für den päpstlichen Primat? Die Gottesmutter hat keine Bekehrung zur liberalen Demokratie oder zu den Menschenrechten versprochen. Denn die Mutter Gottes ist weder anthropozentrisch noch ökumenisch, sondern will die Umkehr zu den Rechten Gottes: Nur dann wird die Menschenwürde wirklich geachtet und verteidigt. Die wichtigste Auswirkung der Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens ist daher seine Rückkehr zum katholischen Glauben. Ja, denn es ist die katholische Kirche, die trotz ihrer erschreckenden Krise im Besitz der ganzen Wahrheit ist. Sich in die Orthodoxie zu flüchten, um dem katholischen Modernismus zu entkommen, ist keine Lösung, sondern ein Verrat. Vielmehr sollte man sich bemühen, die traditionelle Lehre und Liturgie der römischen Kirche wiederherzustellen und zu verbessern, anstatt sich vorzumachen, dass die russische Orthodoxie ein Bollwerk gegen die moralische Abwanderung des Westens ist.

Katharinenkirche in St. Petersburg. In Russland wird die katholische Kirche kaum geduldet, die Katharinenkirche in St. Petersburg, die einzige Kirche, deren Fassade direkt auf der Straße steht. Die Kirche wurde von 1763 bis 1783 errichtet und 1938 geschlossen. Der Dominikaner Florin blieb bis 1941 mit 10 Mitgliedern in der Gemeinde, bis er des Landes verwiesen wurde. Danach wurde die Kirche als Lagerraum und Konzerthalle genutzt. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde die Kirche wieder für den römisch-katholischen Gottesdienst geöffnet und nach Restaurierungsarbeiten am 29. Oktober 2008 geweiht.

Russland muss noch konvertieren

Heute, fast vierzig Jahre nach dem Akt von Johannes Paul II., ist das Moskauer Schisma nicht einmal ansatzweise beendet. Im Gegenteil. Konversionen zum Katholizismus sind in Russland sehr selten, und die Gesetzgebung lässt als traditionelle Religionen des Landes – und daher geschützt – natürlich die Orthodoxie zu, dann den Buddhismus, das Judentum und den Islam. Für die katholische Religion gibt es „kein Regime der Freiheit, sondern ein Regime der Toleranz, dessen Grenzen zur Intoleranz immer ungewiss sind. Man denke in diesem Zusammenhang an die Vorschriften der administrativen Vetos, die ausländischen Religionsministern auferlegt werden, und an die Vorschriften der Einreisebestimmungen nach Russland, um so eine geistige Expansion zu verhindern und die geistige Sicherheit des Landes zu gewährleisten“ [2]. Es ist zum Beispiel kein Zufall, dass noch kein Papst das Gebiet der Föderation betreten hat. Was die russische Gesellschaft betrifft, so gibt es keine großen Unterschiede zu der in westlichen Ländern. Die religiöse Praxis ist sehr gering, während der moralische Verfall weit verbreitet ist. Die Abtreibungs- und Scheidungsrate ist sehr hoch, die Praxis der Leihmutterschaft ist erlaubt, und Homosexuelle haben, auch wenn sie ihren „Stolz“ nicht öffentlich bekunden können, zumindest in den großen städtischen Zentren immer noch ihre eigenen Plätze, an denen sie sich aufhalten können. All dies lässt uns besser verstehen, wie notwendig eine Weihe Russlands an das Unbefleckte Herz Mariens gegenwärtig, im Jahr unseres Herrn 2022, war. Aber um Früchte zu tragen, bedurfte es auch der Vereinigung aller katholischen Bischöfe der Welt mit dem Papst, jeder in seiner eigenen Diözese, wie es die Gottesmutter ausdrücklich verlangt hatte. In Anbetracht der ernsten Lage, in der sich die Welt aufgrund des russisch-ukrainischen Konflikts – am Rande eines möglichen dritten Weltkriegs – befindet, besteht die Hoffnung, dass die Weihe von Papst Franziskus mit all seinen Mitbrüdern im Bischofsamt am 25. März dieses Jahres Früchte tragen wird.

 

Anmerkungen

[1] ALONSO J.M., La verdad sobre el secreto de Fátima, Ejército Azul, Ediciones Sol de Fátima 1988², p. 81.

[2] CODEVILLA G., La laicità dello Stato nella revisione costituzionale della Federazione di Russia.

Textquelle: Tradizione, Famiglia, Proprieta. Nel Mondo, Juni 2022. (Eigenübersetzung aus dem Italienischen)

Foto: A.Savin, WikiCommons

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