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Das eucharistische Wunder von Seefeld

Thomas Buswell

Obwohl man es auf den ersten Blick nicht erwarten würde, war das kleine Dorf Seefeld in Tirol, heute Heimat von etwas mehr als 3.000 Einwohnern, vor über 600 Jahren Schauplatz eines spektakulären eucharistischen Wunders.

 

Am Gründonnerstag im Jahre 1384

Am 25. März 1384, der zugleich Gründonnerstag und Fest Mariä Verkündigung war, besuchte der Ritter Oswald Milser die Heilige Messe in der Pfarrkirche St. Oswald in Seefeld. Milser war berüchtigt dafür, Reisende, die durch sein Land reisten, zu Unrecht einzusperren und Geld von ihnen zu erpressen; diejenigen, die nicht zahlen konnten, lies er verkommen und sterben. Als dieser furchterregende Ritter am Gründonnerstag mit seinen Männern bewaffnet eintraf, wagte der örtliche Priester nicht, seine Forderung nach einer besonders großen Hostie, die normalerweise den Priestern vorbehalten war, abzulehnen.

Die Bluthostie und der Ritter Oswald Milser

Der Ritter Oswald Milser besucht die Heilige Messe in der Pfarrkirche St. Oswald in Seefeld.

Anstatt zu knien, verlangte Milser, ihm die große Hostie im Stehen zu geben. Unmittelbar nach der Kommunion sank der riesige, beeindruckende Ritter jedoch auf die Knie, als der Steinboden unter seinen Füßen wie Treibsand nachgab! Während er fiel, versuchte er verzweifelt, sich am nahen Altar festzuhalten, doch musste er feststellen, dass der harte Steinaltar durch seine Finger schmolz wie ein Messer durch heiße Butter. Völlig hilflos schrie der Ritter verzweifelt zu Gott um Gnade. Wie Goliath wurde dieser stolze Riese von unserem Herrn gedemütigt. Dann bat er denselben Priester, dem er zuvor gedroht hatte, nun die Hostie, die er unwürdig empfangen hatte, aus seinem Mund zu entfernen.

Kaum hatte der Priester die Hostie entfernt, wurde der Boden plötzlich wieder stabil und der Ritter kam wieder auf die Beine. Viele in der Kirche beobachteten, wie die Hostie leuchtend rot geworden war und vor Blut triefte! Zutiefst gedemütigt von dieser klaren Zurechtweisung unseres Herrn, trat der Ritter sofort in das nahe gelegene Kloster in Stams (Tirol) ein und tat für 2 Jahre strenge Buße für seine Sünden, bevor er eines natürlichen Todes starb.

Die Nachricht von dem Wunder verbreitete sich bald schnell im ganzen Reich, und bald musste eine Herberge gebaut werden, um die vielen Pilger unterzubringen. Ritter Parzival von Weineck stiftete die vergoldete Monstranz, die auch noch heute die Wunderhostie enthält. Da die Kirche schon bald zu klein wurde, ließ Herzog Friedrich IV. von Österreich eine neue Kirche errichten. Dieser Wallfahrtsort war besonders bei Maximilian I., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, und bei Erzherzog Ferdinand II. von Österreich, der für die blutbefleckte Hostie den Bau einer besonderen Kapelle („Heiligenblutkappelle”) in Auftrag gab, beliebt. Seit dieser Zeit zählt die Kirche St. Oswald in Seefeld  zu den beliebtesten Wallfahrtsorten Österreichs. Die Abdrücke des Ritters auf dem Altar und im Boden sind auch heute noch in der Kirche St. Oswald zu sehen.

 

Gott Ehre und Ruhm erweisen

Die Geschichte des stolzen Ritters, der bei der Feier gedemütigt wurde, erinnert uns Katholiken auch daran, wie wir die Fastenzeit sehen sollten. Unser Lieber Herr hat sich aus einem bestimmten Grund dafür entschieden, seinen Unmut zu bekunden und Milser am Gründonnerstag – und gleichzeitig am Fest der Verkündigung – zu züchtigen. Am Gründonnerstag erinnern wir uns durch unseren Herrn an die tiefe Bedeutung der Demut, indem er seinen Jüngern die Füße wäscht. Am Fest der Verkündigung gedenken wir auch der tiefen Demut, Fügsamkeit und Unterwerfung der Heiligen Jungfrau unter den Willen Gottes, als sie erklärte: „Ecce Ancilla Domini, fiat mihi secundum verbum tuum“. Wir müssen versuchen, diese Demut nachzuahmen, da sie, wie der heilige Augustinus argumentierte, die Grundlage aller Tugenden ist; während das Gegenteil – der Stolz – die Wurzel aller Sünden ist.

Demgemäß werden wir Gott Ehre und Ruhm erweisen.

Auch das Eingeständnis des Seefelder Pfarrers an Oswald Milser darf von der Geistlichkeit unserer Zeit nicht wiederholt werden. Diese müsse aus der Zurechtweisung des Ritters, der seine Macht so rücksichtslos missbrauchte, indem er reisende Kaufleute zu Unrecht einkerkerte und sie verhungern ließ, durch unseren Herrn lernen.

Geistlichkeiten dürfen sich nicht von denen einschüchtern lassen, die heute ihre Macht missbrauchen und den Wert des menschlichen Lebens missachten. Politiker und Staatsmänner verfügen heute wohl über weitaus größere Macht als Ritter und Adlige von einst. Aber missbraucht einer von ihnen offen seine Macht wie Milser, um den Schwachen zu schaden?

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Das unveräußerliche Recht auf das Leben

Der KKK (Katechismus der Katholischen Kirche) stellt fest, dass  „die formelle Mitwirkung an einer Abtreibung ein schweres Vergehen ist und dass das unveräußerliche Recht auf das Leben jedes unschuldigen menschlichen Individuums ein konstitutives Element einer Zivilgesellschaft und ihrer Gesetzgebung ist“ (KKK: 2273).

Viele Politiker missbrauchen jedoch ihre Macht, um für ein Abtreibungsgesetz zu stimmen. Ist es nicht ein Verstoß gegen Gottes Gesetz, dieses „unveräußerliche Recht auf Leben“ für ungeborene Kinder zu verletzen?

Mit der Beschreibung der Missachtungen gegen das 5. Gebot stellt der Katechismus unmissverständlich fest, dass „die formelle Mitwirkung an einer Abtreibung ein schweres Vergehen ist“ (KKK: 2272), während der Kanon (KKK: 1398) erklärt, dass „wer eine Abtreibung vornimmt, zieht sich mit erfolgter Ausführung die Tatstrafe der Exkommunikation (latae-sententiae) zu“. Politiker, die wissentlich die Ermordung von Ungeborenen begünstigen, unterliegen daher der Gefahr einer ipso facto (automatisch)-Exkommunikation, selbst wenn die Exkommunikation nicht öffentlich ausgesprochen wird. Einige dieser Politiker, die diesen exkommunizierbaren Verstoß gegen Gottes Gesetz öffentlich, wissentlich und beharrlich unterstützen, versuchen immer noch, die heilige Kommunion zu empfangen. Solchen Politikern ist dies jedoch nach dem Katechismus (KKK: 915) ausdrücklich untersagt: „Zur heiligen Kommunion dürfen nicht zugelassen werden Exkommunizierte und Interdizierte nach Verhängung oder Feststellung der Strafe sowie andere, die hartnäckig in einer offenkundigen schweren Sünde verharren“.

 

Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut (EZ 33,8)

Aber dürfen wir als Christen wirklich so über die Sünden anderer urteilen? Während nur Gott in unsere Herzen sehen kann, sind die Gläubigen tatsächlich auch berufen, andere für ihre augenfälligen Sünden zu berichtigen: „Wenn ich zu einem, der sich schuldig gemacht hat, sage: Du musst sterben!, und wenn du nicht redest und den Schuldigen nicht warnst, um ihn von seinem Weg abzubringen, dann wird der Schuldige seiner Sünde wegen sterben. Von dir aber fordere ich Rechenschaft für sein Blut“. (EZ 33,8). Eine Verweigerung der Kommunion für „Abtreibungspolitiker“ würde damit die erforderliche Buße – wie im Fall Milser – demonstrieren und gleichzeitig die offizielle kirchliche Lehre der notwendigen Voraussetzungen eines würdigen Empfangs des Allerheiligsten Sakraments erfüllen.

Mehrere Bischöfe haben auch darauf aufmerksam gemacht, wie es für andere zum Skandal wird, wenn Politiker, die öffentlich und beharrlich gegen die offizielle Morallehre der Kirche verstoßen, vom Klerus so behandelt werden, als ob sie in einem Gnadenzustand wären.

Der Katechismus erklärt auch, wie solche Ärgernisse andere leicht zum Bösen verleiten können, da den Gläubigen suggeriert wird, dass eine Reue von schweren Sünden – wie Abtreibung – offensichtlich unnötig ist.

Der Klerus hat daher die pastorale Pflicht, solchen Menschen die heilige Kommunion zu verweigern, um auf das Böse aufmerksam zu machen, das unschuldigem Leben angetan wird, dem „konstitutiven Element“ der christlichen Zivilisation (KKK: 2273).

 

„Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn“ (1. Kor 11,27)

Wenn wir uns an die Geschichte von Oswald Milser erinnern, dürfen wir uns nicht von denen einschüchtern lassen, die ihre Macht zu Unrecht missbrauchen, um den Schwachen zu schaden. Milsers gewaltige weltliche Stärke erwies sich am Ende als völlig nutzlos, als unser Herr eingriff. Die Geistlichkeit sollte aus der Geschichte dieses Wunders lernen, sich gegen die „Milser unserer Zeit“ zu wehren, nicht zuletzt zum Wohle ihrer eigenen Seele. Die Warnung des heiligen Paulus „Wer also unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des Herrn“ (1. Kor 11,27) darf niemals vergessen werden. Unser Herr sieht in unsere Seelen und kennt alle unsere Geheimnisse. Es ist daher von größter Bedeutung, dass wir uns jedes Mal, wenn wir die heilige Kommunion empfangen, in einem Zustand der Gnade befinden, anstatt zu versuchen, stolze Wünsche zu befriedigen, äußerlich fromm zu erscheinen, während wir ein Leben in schwerer Sünde führen. Dies ist die Lehre aus der Geschichte von Oswald Milser.

Quelle:

Oswad-Milser-Mappe.pdf (seefelder-kulturring.at)

http://www.therealpresence.org/eucharst/mir/english_pdf/Seefeld.pdf

Fotos: By Chianti – Own work, CC BY-SA 3.0