Menu Close

Gnosis: der Pol der egalitären Verschwörung des Teufels – Teil I

Prof. Plinio Corrêa de Oliveira

Wir sollten die Tatsache nicht aus den Augen verlieren, dass, obwohl Gott das Universum und alle Wesen regiert, wollte Er, dass die Menschen frei sind, und gab auch den Engeln einen Intellekt und einen [freien] Willen. Obwohl der Teufel in die Hölle geworfen wurde und dazu verdammt ist, ewig zu leiden, hat er immer noch seine engelhafte Intelligenz und ist mit einem Willen ausgestattet. Es gilt also, mit den intellektuellen Daten, die wir haben, zu fragen, warum er eine solche Verschwörung [der Gleichmacherei] machen will. Erstens, was sieht er und zweitens, was will er; was motiviert ihn, diese ganze Verschwörung zu betreiben.

Die Untersuchung dieser Frage ist für uns sehr wichtig. Zunächst einmal können wir feststellen, dass der Teufel die treibende Kraft (der Motor) dieser Verschwörung ist, und es ist von entscheidender Bedeutung, zu wissen, wohin dieser Motor steuert, um herauszufinden, wohin diese Verschwörung führen wird.

Vor allem ist es wichtig, dass wir gründlich verstehen, dass die Gnosis, in dem Sinne wie sie verstanden werden sollte, sozusagen der notwendige Pol ist, zu dem die Verschwörung des Teufels hin tendiert. In der Tat, aufgrund der logischen und unausweichlichen Umstände, in denen er sich befindet, muss der Teufel eine gnostische Menschheit wollen. Er ist nicht so sehr daran interessiert, dass die Menschheit in irgendeine Irrlehre fällt, sondern dass die Menschheit in die gnostische Irrlehre fällt.

Der Teufel, der ewige Verlierer

Um dies gut zu verstehen, müssen wir uns natürlich vor eine Vorüberlegung stellen: der Teufel ist ein böser, besiegter Engel, der sich in einer völlig selbstwidersprüchlichen Situation befindet. Er ist Widerspruch, Schwäche und Niederlage; er ist der Zerschlagene. Gott hat ihn von der Höhe seines Throns in den Abgrund der Hölle geworfen. Obwohl er weiter existiert, besteht sein erster Widerspruch darin, dass er weiß, dass Gott Gott ist, würdig aller Huldigung und Anbetung, aber bewegt von einer ungeordneten Eigenliebe, weigert sich der Teufel, Gott zu huldigen. Der Teufel würde Gott nicht anbeten wollen, selbst wenn Gott es ihm erlauben würde. Gott erlaubt es nicht, und auch der Teufel will Gott nicht anbeten. Er ist in der Hölle aus seinem eigenen freien und spontanen Willen her, weil er sich weigerte, eine Realität zu akzeptieren, die, anthropomorphisch (menschlich) gesprochen, durch seine Poren eindringt.

Lesen Sie auch:

Nun ist ein Wesen, das sich in einer solchen Position befindet, sozusagen ein verkehrtes Wesen, von seinem richtigen und wahren Ziel abgewandt und auf etwas ausgerichtet, von dem es weiß, dass es nicht sein Ziel ist. Er weiß, dass dies nicht richtig ist, dass er die Selbstverehrung nicht verdient, aber er will sie, weil er sie will. Wir sehen also, dass im Teufel ein gewaltiger Widerspruch existiert.

Es ist im Hinblick auf dieser widersprüchlichen Situation, dass wir eine Erklärung für den Plan des Teufels für die ganze [egalitäre] verschwörerische Bewegung im Universum suchen müssen. Warum sollte ein Wesen, das sich in einer so widersprüchlichen Situation befindet, diese [gnostische] Irrlehre verbreiten wollen, und wie können wir seinen Wunsch verstehen, seinen gesamten Plan auszuführen, wenn wir den tiefen Widerspruch sehen, in dem er sich befindet?

Um dies besser zu verstehen, müssen wir uns zunächst daran erinnern, dass der Teufel genau weiß, dass alles, was er tut, letztendlich zur Ehre Gottes beiträgt; und dass er in seinem ständigen Kampf gegen Gott der ewig Besiegte ist.

Er ist unfähig, irgendeine Handlung zu denken, zu wollen oder auszuführen, deren direkte oder indirekte Wirkung nicht zur Ehre Gottes zurückfließt. Es ist also zu fragen: Wenn der Teufel von Hass auf Gott getrieben ist (und er unfähig ist, irgendetwas anderes zu tun als aus diesem Hass heraus), würde er dann nicht intelligenter handeln, indem er sich ewig untätig, ewig unbeweglich hält? Wäre diese „perpetuum immobile“ (ewige Unbeweglichkeit) nicht ein effektiveres Mittel, um die Herrlichkeit Gottes zu schmälern? Wie ist es zu erklären, dass er meint, mit diesem konspirativen Plan gegen die Herrlichkeit Gottes zu arbeiten?

Tagträumerei

Für unser Verständnis dieses ganzen Plans des Teufels hielt ich es für interessant, eine Theorie zu entwickeln, die sehr viel mit dem Wettbewerb zu tun hat, wie er sich in den Köpfen der Menschen abspielt. Sie wird die Tagtraum-Theorie genannt.

Es handelt sich nicht um eine Erklärung des Träumens im Schlaf. Hier beziehen wir uns auf „Traum“ nur in seinem analogen Sinn, d.h. auf Tagträumerei, diese Manie, die manche Menschen haben, mit offenen Augen zu phantasieren, Menschen zu „treffen“, die sie nie getroffen haben, zu denken, dass sie ein Leben leben, das sie in Wahrheit nicht leben, Dinge zu tun, die sie nicht tun, oder sich Menschen vorzustellen, die sie kennen, als das, was sie nicht sind.

Tagträumer stellen sich selbst in Situationen vor, die imaginär sind, und agieren in einer nicht realen Welt.

Es gibt eine Reihe von Situationen, die dies hervorrufen können. Zum Beispiel eine Person, die die Tatsache anerkennt, dass sie arm ist, oder dass sie unintelligent ist, oder dass es ihr an sozialen Umgangsformen mangelt, usw., die sich aber einbildet, dass sie ein Genie ist, höchst originell, höchst interessant, aber umgeben von unbedeutenden Menschen, Narren, die ihr nicht die gebührende Aufmerksamkeit schenken. Sie ist also eine Art Genie, das von allen ignoriert wird und unter „Rüben“ und „Zwiebeln“ lebt, und doch phantasiert sie mit dem Kopf in den Wolken, dass sie sich in einer Welt befindet, in der sie geschätzt wird, usw. An diesem Punkt tritt eine vollwertige „Seelenschwester“ ein, ein perfekter Freund, ein perfekter Ehepartner, usw. Und er denkt bei sich: „Wenn doch nur mein Vater und meine Mutter anders wären! Wenn nur meine Brüder und Freunde anders wären! Und vor allem, wenn ich nur eine junge Dame finden könnte, die mich versteht und ganz eins mit mir wird, usw.“

Oder diese Person könnte eine Marotte für Geld haben. So stellt sie sich vor, wie sie an der Börse große Geschäfte macht, Millionen verdient, umgeben von Männern, die ihn sehr bewundern. Ein Supergenie! Wenn nicht das, dann ist sie ein großer Redner, dem Publikum und Galerien applaudieren! Oder dann ist sie die feinste, die eleganteste, die edelste; mit einem einzigen Blick fallen ihr die Menschen Scharen zu Füßen.

Es gibt alle Arten von Marotten. Solche Wahnvorstellungen gibt es auf der ganzen Linie. Und so kommt es, dass dieser Mensch anfängt zu phantasieren, mit offenen Augen zu träumen von einem Leben, das nicht das wirkliche Leben ist und nicht sein kann.

Tagträumerei ist ein Mittel, um dem Unglück zu entfliehen

Wie kommt es zu diesen Phantasien? Im Allgemeinen beginnen sie mit einem schweren und dauerhaften Unglück. Kleine Missgeschicke erzeugen keine Phantasien. Im Allgemeinen wird die Tagträumerei durch ein schweres Unglück verursacht, auch wenn es unwirklich ist. Und es muss ein dauerhaftes Unglück sein, denn wenn der Mensch merkt, dass es bald vorübergehen wird, phantasiert er nicht darüber, sondern denkt an die Realität. Wenn er aber in einer schlechten Situation feststeckt und sieht, dass sie andauern wird, ist für ihn (und für viele) der Ausweg das Phantasieren.

Ein Mann, der auf diese Weise zum Phantasieren angeregt wird, kann diese Phantasien auf verschiedene Weise ausleben. Zum Beispiel kann ein Mensch beginnen, mit sehr definierten, artikulierten Dingen zu phantasieren, oder er kann über Musik phantasieren; es gibt nichts Artikuliertes an seiner Musik, dennoch komponiert er etwas, von dem er träumt, als ein Mittel, um einer gegebenen Situation zu entkommen, die er nicht akzeptieren will. Er schafft eine Fantasie, in der er lebt.

Stellen Sie sich eine Situation wie diese vor: Ein Laie geht in der Nähe eines Beichtstuhls vorbei und hört versehentlich einen Teil der Beichte von jemandem. Dadurch wird er durch das sakramentale Siegel des Beichtgeheimnis gebunden. Nun wird er aufgrund eines bestimmten Umstandes in eine Situation verwickelt, in der dieses Siegel ihn daran hindert, den Urheber eines Verbrechens zu offenbaren, dessen er beschuldigt wird. Und am Ende kommt er ins Gefängnis.

Diesem Mann droht also ein sehr ernstes Übel: Er wird verurteilt, verliert seine Freiheit, wird in ein Zuchthaus geschickt und hat seine Ehre in den Augen aller verloren. Alles an seiner Situation ist höchst unangenehm.

Was ist die gesunde Reaktion, und was sind die unheilsamen Reaktionen, die ein Mensch in einem solchen Fall haben kann?

Quelle: p-c-o.blogspot.com

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay