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Veronika reicht Jesus das Schweißtuch

Nach der christlichen Überlieferung hat Veronika ihr Tuch Jesus von Nazareth gereicht, als dieser das Kreuz nach Golgatha tragen musste. Er sollte mit dem Tuch seinen Schweiß und sein Blut von seinem Gesicht abwischen. Dabei hat sich das Gesicht Jesu auf wunderbare Weise auf dem Schweißtuch eingeprägt haben. Das Tuch war zum “wahren Bild” Jesu geworden.

Das Schweißtuch der heiligen Veronika wurde zu einem Sinnbild in der Passionsgeschichte, das in Werken von spätmittelalterlichen Meistern auf bemerkenswerte Weise dargestellt wurde.

Hinsichtlich einer liturgischen Verehrung der Heiligen, weist die ambrosianische Liturgie auf eine Verehrung der hl. Veronika hin, die bis in das 4. Jahrhundert zurück geht (LThK).

Nach einer mündlichen Tradition soll Veronika im Jahre 70 n. Chr. in Soulac (Frankreich) gestorben sein. Ihre Gebeine wurden in die Kirche St. Seurin zu Bordeaux übertragen.

Es gibt jedoch unterschiedliche wissenschaftliche Auffassungen darüber, was mit dem Schweißtuch geschah.

Auf der Spur des Schweißtuches

Das Volto Santo. Foto: Ra Boe. commons.wikimedia.org

Der Geschichtsschreiber  Evagrius Scholasticus erwähnt erstmalig ein „nicht von Menschenhand gemachtes Bild“. Dieser schreibt mit dem Hintergrund der Belagerung von Edessa durch die Perser im Jahre 544: „Als sie keinen Rat mehr wussten, brachten sie das von Gott erschaffene Bild herbei, das nicht von Menschenhand gemacht wurde, …“

Vermutlich kam das Tuch um 560 nach Kamulia, auf welche Weise ist jedoch nicht bekannt. Doch historisch sicher ist, dass es im Jahre 574 von Kamulia nach Konstantinopel gebracht wurde, wie der Geschichtsschreiber Kedrenos schreibt: „Es kam das nicht von Menschenhand gemachte aus Kamulia, einem Flecken Kapadoziens“.

Später wurde dieses Bild immer wieder erwähnt und besungen. So schreibt z. B. Simokattes im Jahre 586: „Seit alters und bis auf unsere Zeit gilt, dass göttliche Kunst es gebildet, nicht eines Webers Hände es gewirkt noch eines Malers Paste es gefärbt hat“.

Seit ca. 708 ist das „nicht von Menschenhand gemachte“ Christusbild in Rom öffentlich bekannt. Das Tuch ist im Besitz des Heiligen Stuhls und befindet sich in der als mächtigem Tresor angelegten Kapelle innerhalb des Veronikapfeilers im Petersdom, der über dem Grundstein der Kirche errichtet wurde. Die Gläubigen dürfen das Tuch einmal im Jahr, am fünften Sonntag in der Fastenzeit, im Petersdom aus einer gewissen Distanz einige Sekunden lang bewundern.

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Auf diesem fast schwarz gewordenen Tuch ist allerdings nichts mehr zu erkennen.

Der deutsche Jesuitenpater Heinrich Pfeiffer, Kunsthistoriker an der Päpstlichen Universität Gregoriana, kommt aufgrund ikonografischer Untersuchungen zu dem Schluss, dass das Schweißtuch der Veronika seit dem Sacco di Roma 1527 (Plünderung von Rom) oder dem Abriss der alten Petersbasilika im Jahr 1608 verschwunden und durch ein anderes Tuch ersetzt worden sei. Seitens des Vatikans wurde diese bereits früher laut gewordene Vermutung allerdings nie bestätigt.

Das wundersame Schleiertuch von Manoppello

In dem kleinen Dorf Manoppello in den Abruzzen bei Pescara in Italientauchte ein Schleierbild auf, über das Pater Donata da Bomba am 06.04.1646 folgende Dokumentation schrieb und sie beeidigen ließ:

„Im Jahre 1506 befand sich, an einem Sonntagnachmittag, Doktor Giacomo Antonio Leonelli, ein Physiker und Gelehrter der Freien Künste, auf dem Platz vor der Kirche des Hl. Nikolaus von Bari in Manoppello, als sich ihm ein Unbekannter näherte, der ihm etwas Verpacktes überreichte und ihm empfahl, es mit Verehrung aufzubewahren, weil es sich um eine sehr kostbare Sache handle. Dr. Leonelli entfernte die Umhüllung und hielt das Schleierbild in Händen. Er sah auf, um den Unbekannten um Auskunft zu bitten, was das für ein Bild sei, doch zu seiner Verblüffung war der Unbekannte spurlos verschwunden. Dr. Leonelli ließ diesen überall suchen, jedoch ohne Ergebnis. Der mysteriöse Unbekannte war und blieb unauffindbar.“

Dieses Schleierbild blieb dann über 100 Jahre in Privatbesitz, bis es ein Herr Dr. Antonio Fabritijs im Jahre 1638 den Kapuzinern schenkte.

Das Volto Santo von Manoppello

Kapuzinerkirche Santuario del Volto Santo, Manoppello. Foto: Ra Boe. commons.wikimedia.org

Das Volto Santo (ital. „Heiliges Antlitz“) ist ein 17,5 cm breiter und 24 cm hoher Schleier, der in Manoppello seit dem 17. Jahrhundert in der Kapuzinerkirche Santuario del Volto Santo  aufbewahrt und in einem verglasten Reliquiar über dem Altar gezeigt wird.

Das Schleierbild auf dem das Gesicht Jesu zu sehen ist, ist von zwei Seiten vollkommen sichtbar – von vorne und von hinten, nur seitenverkehrt -, obwohl es in sich selbst so transparent ist, dass man eine Zeitung dadurch lesen kann. Im Gegenlicht verschwindet das Bild jedoch vollkommen, es wird dann durchsichtig wie eine Fensterscheibe. 

Es ist ein einzigartiges Bild, das den Wissenschaftlern bis heute große Rätsel aufgibt und über das Pater Pio sagte: “Das Volto Santo in Manoppello ist sicher das größte Wunder, das wir haben.”

Wissenschaftliche Untersuchungen am Volto Santo

Der römische Kunsthistoriker und Jesuitenpater Heinrich Pfeiffer ist nach zwanzigjähriger Forschung zum Schleier von Manoppello überzeugt, dass es sich bei dem Tuch um das eigentliche Schweißtuch der Veronika (von lat./griech.: vera eicon = wahres Bild) handelt.

Prof. Fanti fertigte im Januar 2007 Fotos mit bis zu 200- facher Vergrößerung an und konnte bei seiner Untersuchung keinerlei Farbpigmente an dem Schleierbild erkennen.

Zur Gegenprobe ließ man das Schleiertuch im April 2007 durch Herrn Prof. Pietro Baraldi von der Universität Modena untersuchen. Die Untersuchung wurde mit einem Ramanmikroskop durchgeführt, mit dem man verschiedene Materialien optisch wahrnehmen kann. Es wurde nichts festgestellt außer dass es sich bei dem Gewebe um Muschelseide handelt.  

Der deutsche Journalist Paul Badde und die ebenfalls deutschen Trappistin Schwester Blandina Paschalis haben sich ausführlich mit dem Schleier von Manoppello beschäftigt.

Auf deren Initiative kam Chiara Vigo, die einzige heute noch lebende Muschelseideweberin der Welt, nach Manoppello. Sie bestätigte, dass es sich bei dem Gewebe um Muschelseide handelt. Demnach kann das Christusbild darauf unmöglich ein gewöhnliches Bild sein, denn: Muschelseide ist absolut nicht bemalbar. Durch den hohen Sättigungsgrad an Salzwasser im Fadengewebe lässt es sich nur – auch dies nur unter großem Aufwand – färben, nie aber bemalen.

Besuch Benedikts XVI. und Erhebung der Kirche zur Basilica minor

Benedikt XVI. pilgerte als erster Papst im September 2006 auf einer von ihm als „privaten Wallfahrt“ bezeichneten Reise nach Manoppello, um vor dem Volto Santo zu beten und es aus der Nähe zu betrachten.

Benedikt äußerte sich zwar nicht zur Herkunft des Bildes doch wies er darauf hin, dass dies „ein Ort sei, an dem wir über das Geheimnis der göttlichen Liebe nachdenken können, indem wir die Ikone des Heiligen Antlitzes betrachten“. Benedikt XVI. dankte „der Gemeinschaft der Kapuziner-Patres, die seit Jahrhunderten Sorge trägt für dieses Heiligtum“.

Per Dekret vom 22. September 2006 verlieh Benedikt XVI. „zur Ehre des Heiligen Antlitzes Unseres Herrn Jesus Christus“ der Kirche den Titel einer Basilica minor. Diese Erhebung zur Päpstlichen Basilika wurde laut Dekret gewährt, um „die Verbindung und Verehrung der Kathedra von Sankt Peter mit dieser wichtigen Kirche zu intensivieren“ und um es als Zentrum besonderer liturgischer und pastoraler Tätigkeiten zu bestätigen.

„Dein Angesicht, Herr, will ich suchen” (Ps 27, 8)

Die Suche nach dem wahren Antlitz der menschgewordenen Liebe Gottes wird Christen in allen Zeiten in ihren Bann ziehen.

Im Johannesevangelium bittet der Apostel Philippus den Herrn:

“Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns” (Joh 14,8) – “Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen”, erwidert ihm Jesus.

 

Quellen:

“Bulletin Allianz Mit Maria” 2.2021

https://www.voltosanto.net/?page_id=90
http://holyfaceofmanoppello.blogspot.com/2008/05/fr-heinrich-pfeiffer-sj-teaches-about.html

https://antlitz-christi.de/forschung/forschung/volto-santo-schweisstuch-der-veronika.html#

https://www.pater-pio.de/

Foto: Master of Saint Veronica, Public domain, via Wikimedia Commons