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Eine erhabenere Fastenzeit durch Erweiterung des übernatürlichen Horizonts

John Horvat II

Die vorösterliche Bußzeit hat uns erreicht. Wir Katholiken begehen diese Fastenzeit normalerweise, indem wir auf bestimmte Dinge wie Gewohnheiten, Nahrungsmittel oder Getränke verzichten als ein Weg, für unsere Sünden zu sühnen. Es ist eine ganz persönliche Verpflichtung, die den Wunsch widerspiegelt, unser Leben umzugestalten.

Allerdings ist dieses Jahr nicht normal. Uns wird gesagt, dass wir ein „neues Normal“ akzeptieren müssen, das all unsere Gewohnheiten und Lebensmuster durcheinanderbringt. Alles steht Kopf, auch das Einhalten der Fastenordnung unsererseits.

Zu all der Verwirrung kommt hinzu, dass viele Veränderungen unseren Lebensunterhalt und unsere Möglichkeiten, Gott zu dienen, enorm einschränken. Weiters bereiten uns antichristliche Gesetze, die sich am Horizont bedrohlich abzeichnen, Sorge. Unsere Buße der Fastenzeit scheint so absolut losgelöst vom modernen Leben. Das kann uns schnell den Mut nehmen und wir fühlen uns den Gefahren, die plötzlich in unser Leben gekommen sind, wie ausgeliefert.

Den Horizont erweitern

In dieser Fastenzeit sollten wir unser Blickfeld über den persönlichen Wunsch nach Buße hinaus erweitern. Wir müssen einen Weg finden, die tragischen Geschehnisse um uns herum mit unserem Fasten zu verbinden. Wenn wir das schaffen, wird unsere Buße umso wirksamer und unsere Fastenzeit vollkommener.

Viele glauben, dass die Missstände der vergangenen Monate nur durch den Liberalismus und seine Anhänger verschuldet sein können. Als Konservative können wir den gegenwärtigen Zustand der Trostlosigkeit nicht wirklich verstehen. Wir haben doch so viel getan, gegen diese Missstände anzukämpfen, und doch lasten die Umstände so schwer auf uns.

Eine solche Sichtweise ist jedoch falsch. Wir werden mehr von dieser Fastenzeit haben, wenn wir unsere eigenen Fehler betrachten und wie sie sich auf unser Land auswirken. Während von liberaler Seite offensichtliche Übel wie Abtreibung und Euthanasie, Sodomie und Blasphemie vorangetrieben werden, tragen auch wir selbst zu vielen der Sünden bei, die unser Land in die aktuelle Misere gebracht haben. Wir müssen unsere eigene Rolle wahrhaben und Wiedergutmachung leisten.

Angesichts unserer Hilflosigkeit, die Gesellschaft zum Besseren zu verändern, können wir in dieser Fastenzeit Buße zu tun für diese Sünden. Wie schon in früheren Zeiten kann eine solche Reue Gott dazu bewegen, viel effektiver einzugreifen als wir selbst es könnten.

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Das Ziel der Buße ist die Abscheu gegen die Sünde 

In der katholischen Enzyklopädie wird Buße definiert als übernatürliche sittliche Tugend, durch die der Sünder zur Abscheu gegen seine Sünde als Vergehen gegen Gott, und zu einem festen Vorsatz zur Besserung und Wiedergutmachung bewogen wird. 

Der Gegenstand unserer Buße ist nicht die Sünde im Allgemeinen, oder auch die Sünden von anderen, sondern unsere eigenen. Wir sind verantwortlich für sie und sollten Buße tun. 

So wollen wir in dieser Fastenzeit wie durch ein Weitwinkelobjektiv auf unsere eigenen Sünden schauen im Hinblick darauf, wie wir durch sie die üblen Zustände im Land vorangetrieben haben könnten. Dann können wir unsere Bußübungen mit den Geschehnissen in der Gesellschaft verbinden, können die Schrecken der Welt um uns herum deutlicher wahrnehmen und besser Gottes Hilfe erflehen.

Die Sünden, die wir sühnen müssen

Auch Österreich ist eine sündenbeladene Nation. Wir müssen uns klarmachen, dass wir alle vor Gott sündigen und zu ihrer Verderbtheit beitragen, wenn wir auch um sie trauern und nach Gerechtigkeit streben.

Wir können sündigen, indem wir uns an Dingen beteiligen, die Gott beleidigen. Das trifft besonders auf Beteiligung an der hypersexualisierten Kultur und Mode zu. Auch wir spielen hier eine Rolle, indem wir Unreinheit und die schuldhafte Akzeptanz aller möglichen sexuellen Irrwege geschehen lassen.

Wir begehen Unterlassungssünden, indem wir uns nicht gegen die Vergehen um uns herum aussprechen. Wie oft verharren wir in Stille, sind nachlässig oder zu ängstlich, gegen die sündhafte moderne Kultur anzugehen, die bereits in Familie, Gemeinschaft und Kirchengemeinde eindringt.

Wir können sündigen durch Gleichgültigkeit gegenüber den Lästerungen und Beleidigungen gegen Gott, Seine heilige Mutter und die Kirche – die oft von Personen innerhalb kirchlicher Strukturen kommen. Wir müssen mit Eifer die Lehre der Kirche und Gottes Gebot verteidigen angesichts einer Gesellschaft, die sich der Zerstörung derselben rühmt.

Vielleicht sollten wir uns sogar fragen, ob wir denn genügend gebetet haben für unsere maßlose Gesellschaft. Wir müssen unsere Mitschuld, Schwachheit oder Faulheit verabscheuen, die diese Sünden ungehindert fortbestehen lässt.

Ein ausgeglichener Blick auf unsere Verfehlungen 

Wenn wir uns also unsere eigene Beteiligung an den Sünden der Nation vor Augen führen, werden wir die Fastenzeit anders sehen. Wir werden sehen, dass die Ursache für die gegenwärtigen Umstände nicht nur liberale Agenden sind, sondern dass auch unsere eigene Gleichgültigkeit und Verfehlungen Züchtigung über uns bringen.

Wir werden Gott aus einer erhabeneren Position anrufen können und seine Barmherzigkeit erbitten. Die Heilige Schrift lehrt uns: „Kehrt um, wendet euch ab von all euren Vergehen! Sie sollen für euch nicht länger der Anlass sein, in Schuld zu fallen.“ (Ezechiel 18:30) Es wird eine balancierte Position sein, die uns nicht in Bußakte stürzt, die unsere Kräfte übersteigen.

Der Hauptakt der Buße ist nicht ein Verzicht oder ein Opfer, sondern die Abscheu gegen unsere Sünde, die Gott beleidigt, und unsere Reue. Und durch diesen aufrichtig verspürten Kummer schließlich nehmen wir Dinge auf uns, wodurch wir für unsere Sünden Sühne leisten.

Wir können natürlich unsere gewöhnlichen Fastenopfer weiterhin bringen, wie etwa auf bestimmte Gewohnheiten oder Nahrungsmittel zu verzichten; doch aus dieser neuen Perspektive können wir sie Gott als eine aus Abscheu gegen die Sünde hervorgegangene Sühne darbringen.

In dieser Fastenzeit können wir also Großes vollbringen angesichts der schweren Übel, die uns täglich begegnen. Und dann gibt es keinen Grund, mutlos zu werden – ist doch die Buße auch ein ganz zentrales Element der Hoffnung in der Botschaft von Fatima. Die Geschichte lehrt uns, dass Gott wohlwollend auf die Reueakte demütiger und zerknirschter Herzen sieht. Er wird uns zu Hilfe eilen und die Ereignisse auf für uns unvorstellbare Art lenken.

Quelle: www.tfp.org

Bild von D Casp auf Pixabay